Gundelsheim. Überdimensionale Bagger, mächtige Zerkleinerungsanlagen und eine riesige Abbaufläche: Der Steinbruchbetrieb am Ende der Burghalde ist eine bizarre Welt. Das weitläufige Gelände mit seinen mächtigen Felswänden wirkt gigantisch. „In dieser fantastischen Kulisse fühle ich mich wie in einem Winnetou-Film“, begeistert sich Manfred Obermaier. „Da oben könnte gleich Old Shatterhand erschienen.“ Es handelt sich jedoch nicht um eine filmische Szenenlandschaft, sondern um die Abbaufläche von Muschelkalk, der zerkleinert und zu gebrauchsfertigem Material aufbereitet wird.
Der Gefahrenbereich im Steinbruch ist an Wochentagen für Nichtbefugte absolut tabu. Zwar weiß fast jeder, dass hier Tag für Tag der Abbau von Kalkstein erfolgt. Doch dass es sich hierbei um braun-grau-blauen Muschelkalk handelt, der vor Millionen von Jahren aus Ablagerungen entstanden ist und im Lauf der Jahrtausende durch den Druck von immer neuen Schichten steinhart gepresst wurde, ist kaum bekannt.
Vielfältig. Um den Abbau- und Produktionsbetrieb von der Nähe aus zu betrachten, hat das Unternehmen zu einem Tag im Steinbruch eingeladen. Die Bevölkerung sollte die Chance bekommen, die vielfältigen Aktivitäten im Tal hinter Schloss Horneck und unterhalb des Gundelsheimer Terrassenfreibades kennenzulernen. Der Andrang ist riesig. Weit mehr als 1 000 Besucher strömen an diesem Samstag in den Steinbruch.
Der Schautag im Steinbruch ist perfekt organisiert. Informationsstände und freundliche Mitarbeiter geben kompetent Auskunft. Es gibt Führungen und Fahrten mit wendigen Kleinbussen in das Abbaugebiet. Von dort aus haben die Besucher einen fantastischen Blick bis in die Tiefe des Reviers und ins Neckartal. Der Gundelsheimer Carnevalsverein bietet leckere Speisen und Getränke an. Für Kinder sind Sandhaufen geschüttet. So können die Kleinen mit Minibaggern buddeln oder im Sand nach versteckten Schmucksteinen graben. Auch die Hüpfburg ist ein Highlight. Immer wieder ist ein „Ah“ oder „Oho“ von den Besuchern zu hören.
„Gundelsheim ist ein wichtiger Abbau- und Produktionsstandort der bws-Steinbruchbetriebe“, erklärt Betriebsleiter Bernhard Grässlin. Der Steinbruch sei zweitgrößter Gewerbezahler der Stadt und Arbeitsplatz für 20 Mitarbeiter: „Unser Betrieb fördert jährlich zirka 400 000 Tonnen mineralische Rohstoffe für den Straßen- und Tiefbau, sowie für die Bauindustrie“. Das Material werde seit 60 Jahren in verschiedene Gemische und Körnungen aufbereitet. Auch Natursteine habe man für den Garten- und Landschaftsbau im Angebot sowie Schotter und Splitte.
Bepflanzt. „In den vergangen 30 Jahren hat sich der Blick auf den Steinbruch verändert“, stellt Grässlin fest. „Knapp 200 000 Quadratmeter der bisherigen Abbaufläche sind rekultiviert und mehr als 130 000 Bäume wurden neu gepflanzt“, sagt er. „Inzwischen liegt der Steinbruch eingebettet in einem bewaldeten Tal und ist von der Bundesstraße 27 aus kaum noch zu erkennen.“